Ich möchte mich vorstellen
Darf ich vorstellen?
Mein Name ist Claudia, ich bin 55 Jahre jung und habe 4 Kinder und eine Enkeltochter. Die zweite ist gerade unterwegs. Mein Beruf: Fachkraft für Demenzbetreuung im Sozialdienst in einem Seniorenheim.
Gefallen bin ich – und am Boden gelegen habe ich- schon oft in meinem Leben, bin immer wieder aufgerichtet worden von meinem besten Freund-Jesus Christus.
Der Prophet Jesaja sagte über Menschen, die sich zu Gott bekehren und bekennen:
Du sollst mit einem neuen Namen genannt werden, welchen des Herrn Mund nennen wird. Und du wirst sein eine schöne Krone in der Hand des Herrn und ein königlicher Reif in der Hand deines Gottes. Jesaja 62,2.3
Deshalb habe ich den Spruch:
Hinfallen, aufstehen, Krone richten, Weitergehen……
gleich für mich in Anspruch genommen.
Vor 6 Wochen, am 19.11.2017-hat es mich mal wieder zu Boden gehauen-aber volle Breitseite. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals wieder aufstehen könnte…aber jetzt….bin ich gerade dabei meine Krone zu richten.
Was passiert ist?
Der Tod hat mir meinen lieben Mann und Lebenspartner genommen.
Wie es geschah:
Ich war auf einer zweitägigen Fortbildung mit dem Leitthema: „Sterben an Demenz erkrankte Menschen anders?“Durch meine Arbeit habe ich ständig den Tod vor Augen, und schon an unzähligen Sterbebetten gesessen und Menschen während ihrem Sterbeprozess begleitet. Ich bin froh, dass ich durch meinen Glauben an Gott diesen Menschen Wertvolles mit auf ihren letzen Weg mitgeben konnte.
Ertragen konnte ich das bisher mit dem Glauben und der Gewissheit, dass diese Menschen auf der anderen Seite etwas viel besseres erwartet.
Aber wie ist das, wenn der Tod bei einem persönlich an die Tür klopft….plötzlich und unerwartet….und einem einen der liebsten Menschen nimmt, die man hat?
So erging es mir am 19.11.2017 während ich auf dieser Fortbildung war. Es wurde eine Frage in den Raum gestellt:
„Warum fällt es uns Menschen so schwer den Tod anzunehmen, er gehört doch zum Leben ebenso wie die Geburt.“
Mit dieser Frage gingen wir in die Mittagspause, auf meinem Handy sah ich, daß meine Tochter angerufen hatte. Nichtsahnend rief ich zurück……am anderen Ende eine fremde Stimme: „Hallo, wo sind sie….hier ist die Polizei…..wir haben eine traurige Nachricht für sie, es betrifft ihren Mann. Am Telefon wollten sie mir nichts sagen, also musste ich warten bis die Polizei bei mir war.“ Obwohl ich hoffte, dass er „nur“ schwerverletzt im Krankenhaus wäre und zu Gott betete, daß er durchkommt ….wusste ich doch eigentlich genau was sie mir sagen würden.
Aber der Mensch hofft bis zuletzt…
Ich kann den Moment nicht beschreiben als sie mir sagten, dass er bereits im Krankenhaus verstorben sei…..es war als wenn man mir den Boden unter den Füßen wegziehen würde….Verzweiflung pur, Unglauben, Hoffnung dass es nur ein Alptraum sei…..ich kam mir vor wie in einen schlechten Film.
Man erzählte mir, ein Augenzeuge hätte gesehen, wie er während dem Laufen vornüber gekippt sei und ohne sich abzufangen auf das Gesicht gefallen war….Sekundentod während einem Spaziergang an einem sonnigen Novembertag….2 Chirurgen waren zufälligerweise vor Ort….Die Reanimation wurde laut Ärzte fachgerecht und schnell durchgeführt, auch im RTW und im Krankenhaus versuchte man eine Stunde lang vergeblich ihn zurückzuholen.
Mitten aus dem Leben total unerwartet, im Alter von 58 Jahren hat Gott meinen Liebsten am 19.11.2017 zu sich geholt und ihn mir genommen.
Die Tage danach erlebte ich wie in Trance….konnte nichts essen, nichts trinken, nicht schlafen….hab nur geweint…konnte den Verlust und den Schmerz nicht ertragen….Ich habe mich daran erinnert, was ich den trauernden Angehörigen meiner Senioren immer gesagt habe….das war alles nur Farce…kein Mensch kann in solch einer Situation Trost spenden.
Noch heute finde ich, dass es sich so unreal anhört…ja gerade zu wie Ironie, dass er gerade von mir ging, während ich mich mit dem Thema Tod intensiv beschäftigen musste auf dieser Fortbildung.
Ich war sehr dankbar, und bin es noch, daß sich meine erwachsenen Kinder und meine Mutter um mich kümmern, mir zuhören….aber den Schmerz kann mir niemand nehmen.
Oder doch?
Nach ein paar Tagen habe ich mich besonnen…..nachdem ich gegoogelt habe, You-Tube Videos angeschaut habe, Antworten gesucht…. ob man z.B. Kontakte zu Toten aufnehmen kann, ob er vielleicht trotzdem bei mir ist….ob er mich hören und sehen kann. Ich habe Gott gebeten mir einen Moment zu schenken, Nachts im Traum oder irgendwie, damit ich mich verabschieden kann und er mir die unzähligen unbeantworteten Fragen, mit denen ich zurückgeblieben bin noch beantworten kann.
Es ist nichts passiert und nichts hat geholfen. Dann habe ich angefangen zu beten. Ich hatte ganz vergessen in meiner Not, wer immer für mich da war, mir aus jeder Not geholfen hat und mich getröstet und getragen hat wenn es mir schlecht ging.
Jesus Christus, mein allerbester Freund und Gott mein Vater im Himmel….
Jetzt habe ich es wieder gespürt…..auch während der Trauerfeier….ein Wärme die meine Seele gestreichelt hat und mir den Schmerz genommen hat. Jedesmal wenn mich die Wehmut und der Schmerz überkommen, bitte ich Gott mich zu trösten und mir den Schmerz zu nehmen.
Jesus sagte: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.“
Matthäus 11, 28+29
Es funktioniert!!
Ich bitte ihn auch meine Traurigkeit in eine Zuversicht und Freude zu verwandeln ….auf ein Wiedersehen mit Michael und allen anderen Menschen die ich verloren habe, in einer besseren Welt wo es kein Leid mehr gibt.
Ich nehme mir die Bibel zur Hand und lese….und Gott spricht zu mir durch sein Wort.
Jesus sprach: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist;und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit.Johannes 11,25
…daran glaube ich,
denn eines ist so sicher wie nicht anderes auf dieser Welt….unser Tag wird ebenfalls kommen und wir werden gehen und nichts mitnehmen…und was bleibt dann?
Allein die Hoffnung und Zuversicht auf ewiges Leben in Gemeinschaft mit Jesus Christus, dem liebenden Gott und mit allen Gläubigen und allen lieben Menschen, die diesen Weg schon vor mir gegangen sind. Meine Seele wird Heimat finden in einem neuen Körper und auf einer neuen Erde. Kein Leid, kein Schmerz…kein Tod. Dort ist mein Liebster jetzt und mein Papa, der starb als ich 15 war…..mein Kind, das ich verloren habe im 4. Schwangerschaftsmonat, meine Oma, Opa und alle die davor waren und noch kommen werden…
- Und wieder einmal hat er mich aufgerichtet,
- wieder einmal richte ich meine Krone,
- wieder einmal mache ich meine ersten Schritte,
- wieder einmal werde ich weitergehen….
